Zum Inhalt wechseln

Biogasanlage des Monats: Mit Flexibilität und Biomethaneinspeisung die Energiewende voranbringen

Euskirchen

Der Fachverband Biogas hat zusammen mit dem Landesverband Erneuerbare Energien NRW eine Biogasanlage in Euskirchen zur „Biogasanlage April 2024“ ausgezeichnet.

Seit April 2019 kürt der Fachverband Biogas jeden Monat ein Biokraftwerk zur „Biogasanlage des Monats“, um mehr Aufmerksamkeit für den Energieträger Biogas zu schaffen. In diesem Monat ist diese Auszeichnung nach Nordrhein-Westfalen gegangen, und zwar nach Euskirchen.
Die in Fachkreisen begehrte Auszeichnung erhält die Schornbuscher Biokraft GmbH & Co. KG um die Geschäftsführer Rainer und Alexander von Meer. „Wir haben diese Anlage ausgesucht, weil sie eindrucksvoll zeigt, wie sich die Biogastechnologie weiterentwickelt hat“, begründet der Fachverband Biogas sein Votum, „gemessen an ihren Anfängen zur Jahrtausendwende ist Leistung sukzessive um den Faktor vier auf mehr als acht Megawatt ausgebaut worden. Außerdem hat die Betreiber die Fahrweise seiner Biogasanlage nicht nur flexibel an die Erfordernisse des Strommarktes angepasst, sondern speist aufbereitetes Biomethan auch ins Erdgasnetz ein.“

Dass sein mittlerweile in 4. Generation geführter Agrarbetrieb ein starkes Standbein in der Energieversorgung hat, ist für Geschäftsführer von Meer eine fast logische Entwicklung: „Getreu dem Spruch in unserem Familienwappen „Semper in Motu“ (Immer in Bewegung) haben wir immer nach Möglichkeiten zur Diversifizierung gesucht. Eine breite Basis bringt einfach mehr wirtschaftliche Sicherheit.“ Der 2002 erfolgte Einstieg in die Biogaserzeugung habe sich dabei im Raum Euskirchen angeboten.

Im Laufe der Jahre hat von Meer die Biogasanlage, die derzeit jährlich rund 16 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt, sukzessive erweitert. Mit der anfallenden Wärme werden benachbarte Höfe und ein Mastbetrieb für Putenküken versorgt. Bereits seit 2011 speist der Betrieb aufbereitetes Biogas in das Gasnetz des Regionalversorgers e-regio ein, womit die Schornbuscher Biokraft zu den Pionieren im Kreis Euskirchen zählt. Bei der reinen Biogasnutzung will es von Meer nicht belassen. Mit einer größeren solaren Freiflächenanlage will er weiteren Ökostrom erzeugen, der mit einem Elektrolyseur für die regionale Wasserstoffherstellung genutzt werden soll.

Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) freut sich, dass nach zwei Biogasanlagen im vergangenen Jahr nun ein weiteres Biokraftwerk in NRW zur „Biogasanlage des Monats“ gekürt worden ist. „Wir brauchen mehr von solchen gelungenen und innovativen Beispielen, die zeigen, was mit Biogas heute alles möglich ist“, betonte Dr. Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender beim LEE NRW, bei der Überreichung der Urkunde.

Dass Betreiber Reiner von Meer schon vor Jahren in eine Biomethanaufbereitung und in eine flexible Steuerung seines Biokraftwerkes investiert hat, nannte Griese „ein vorausschauendes Denken, mit dem wir die aktuelle Diskussion um die Kraftwerksstrategie der Bundesregierung ganz anders führen könnten.“

Für die Zeiten der sogenannten Dunkelflaute, sprich für die Tage im Jahr, an denen Wind und Sonne zu wenig Strom erzeugen, will die Bundesregierung einseitig auf Gaskraftwerke setzen, die ab Mitte der 2030er Jahre auf grünen Wasserstoff umgerüstet werden sollen. „Es ist absolut ärgerlich, dass die Bundesregierung bei ihren bislang bekannten Plänen zur Kraftwerksstrategie den heimischen Energieträger Biogas mit keiner Silbe berücksichtigt.“

Griese verwies bei der Preis-Verleihung auf Berechnungen, wonach die flexible Leistung der bestehenden Biogasanlagen bundesweit von derzeit 6.000 auf 12.0000 Megawatt verdoppelt werden kann - und zwar ohne dass ein einziger zusätzlicher Hektar Mais benötigt wird und weit vor dem Zeitpunkt, an dem die ersten der geplanten Gaskraftwerke überhaupt in Betrieb gehen. Bis 2050 könnte die Leistung dieser sogenannten Flex-Kraftwerke noch einmal auf 24.000 MW verdoppelt werden.

Damit Biogas in vollem Umfang zur künftigen Stromversorgung beitragen kann, muss der aktuelle Anlagenbestand erhalten und zukunftsweisend genutzt werden. „Auch darf nicht vergessen werden, dass der heutige Biogasanlagenbestand in Kombination mit effizienter Kraft-Wärme-Kopplung wesentlich zur erneuerbaren Wärmeversorgung beiträgt“, betonte Griese.


17. April 2024

Aus der Pressemitteilung des LEE NRW