Um die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor zu verringern, ist eine Vielzahl von Maßnahmen notwendig. Neben dem Ausbau der Elektromobilität zählt hierzu der verstärkte Einsatz erneuerbarer flüssiger und gasförmiger Energieträger wie strombasierter Kraftstoffe und zertifiziert nachhaltiger Biokraftstoffe. Der damit einhergehende Antriebsmix dient neben der Emissionsreduzierung auch dem Erhalt zentraler europäischer Wertschöpfungsketten in der Automobilwirtschaft. Gleichzeitig sichert eine technologieoffene Mobilität die Anpassungsfähigkeit des Verkehrssektors an künftige Herausforderungen.
Vorschläge der Bioenergieverbände zum Erreichen der Klimaschutzziele im Verkehr:
Bewährte Treibhausgasminderungsquote ausbauen
Durch einen höheren Anteil an erneuerbaren Kraftstoffen im Verkehrssektor kann deren Klimaschutzpotenzial besser ausgeschöpft werden. Die stufenweise Anhebung der Treibhausgasminderungsquote auf 16 Prozent bis zum Jahr 2030 ist dazu für die Bioenergieverbände ein geeignetes Mittel. Schon jetzt leisten Biokraftstoffe den größten Beitrag zur Einsparung von CO2 im Verkehrssektor. Mit dem Einsatz zertifiziert nachhaltiger Biokraftstoffe wurden 9,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente vermieden.
CO2-Preis für Kraft- und Brennstoffe mit richtiger Lenkungswirkung
Die geplante Befreiung nachhaltiger Biokraftstoffe von dem ab 2021 in Deutschland geltenden Emissionshandel für Kraft- und Brennstoffe muss so ausgestaltet werden, dass erneuerbare Kraftstoffanteile tatsächlich keinem zusätzlichen CO2-Preis unterliegen. Damit wäre für den Verbraucher der richtige Anreiz zur Nutzung emissionsarmer Kraftstoffe gesetzt.
Harmonisierung der europäischen Erneuerbare Energien-Richtlinie und des „Green Deal“ der EU-Kommission
Bei Umsetzung des angekündigten „Green Deal“ und der daraus folgenden Überprüfung europäischer Vorgaben zur Nutzung erneuerbarer Energien (Erneuerbare Energien-Richtlinie RED II) sprechen sich die Bioenergieverbände für mehr erneuerbare Energien im Verkehrssektor aus. Deren Anteil sollte von 10 Prozent in 2020, danach alle zwei Jahre um zwei Prozent, bis auf 20 Prozent in 2030 angehoben werden. Bisher liegt das europäische Ziel hierfür nur bei 14 Prozent, was zur Erreichung der Treibhausgasminderungsziele nach Auffassung aller Experten unzureichend ist.
Berücksichtigung erneuerbarer Kraftstoffe bei der CO2-Flottenregulierung
Bei der vorgesehenen Überarbeitung der europäischen Flottengrenzwerte muss sichergestellt werden, dass die Minderung von Emissionen durch die Verwendung erneuerbarer Kraftstoffe im Verkehrssektor auf die
strengen CO2-Grenzen angerechnet werden. Dies würde die Optimierung klimafreundlicher Antriebstechnologien unterstützen.
Der internationale Fachkongress bietet ein geeignetes Forum für die Information und Diskussion über Lösungswege für die Mobilität von morgen:
Mehr als 600 Teilnehmer aus 25 Nationen sind der Einladung von fünf Verbänden der deutschen Bioenergiebranche gefolgt, um sich über Marktentwicklungen, technologische Innovationen und die Zukunft der erneuerbaren Mobilität zu informieren.
Im Eröffnungsplenum am 20. Januar 2020 ab 10 Uhr traten Redner aus Politik und Wissenschaft mit ihrer Analyse der geeigneten Maßnahmen für Klimaschutz durch nachhaltige, erneuerbare Mobilität auf:
Arthur Auernhammer, MdB und Präsident des Bundesverbandes Bioenergie, bilanzierte die Bedeutung der Biokraftstoffe für die Treibhausgasreduzierung im Verkehr.
Dr. Tamara Zieschang, Staatssekretärin im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, referierte über Klimaschutzziele im Verkehr und die damit zusammenhängenden Fragen nach der Durchsetzung und Akzeptanz der Maßnahmen.
Der Vorsitzende der vom Bundesverkehrsminister einberufenen „Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität“, Prof. Dr. Henning Kagermann, stellte die bisherigen Ergebnisse der Expertenkommission vor. Die Expertenkommission bindet relevante Interessenvertreter sowie Fachexpertise und Politik in die Debatte über die Mobilität von Morgen ein.
Prof. Dr. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), ging auf die aktuellen Entwicklungen in der Klimaschutzgesetzgebung ein und erläuterte, welche kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen im Verkehr zu mehr Klimaschutz führen. Bei der Verfehlung europäischer Klimaschutzvorgaben drohen Strafzahlungen. Mit einer Studie hat das DIW Berlin insbesondere den Beitrag untersucht, den Biokraftstoffe zur Verringerung finanzieller Risiken für den Bundeshaushalt leisten können.
Dr. Jörg Adolf, Stakeholder Relations Manager bei der Shell Deutschland Oil GmbH, referierte über den Stellenwert alternativer Kraftstoffe für ein führendes Unternehmen der Mineralöl- und Gaswirtschaft.
Prof. Dr. Jürgen Krahl, Präsident der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, erläuterte die Perspektive des Verbrennungsmotors und alternativer Kraftstoffe im Rahmen von internationalen Klimaschutzkonzepten.
Mit einer Podiumsdiskussion und in 12 Foren werden an den beiden Kongresstagen am 20. und 21. Januar 2020 verschiedene Themen wie CO2-Zielvorgaben für Neufahrzeuge, Power-to-X, Biomethan, Bioethanol, neue Antriebs- und Mobilitätskonzepte, Nachhaltigkeit, Biokraftstoffe in der Luft- und Schifffahrt sowie in der Land- und Forstwirtschaft vorgestellt und debattiert.
Mehr als 60 Referenten aus 12 Nationen in Europa und Übersee präsentieren ihre Konzepte, Fallbeispiele und Studien zur Diskussion über die Mobilität von Morgen.
Über die Bioenergieverbände
Im „Hauptstadtbüro Bioenergie“ bündeln vier Verbände ihre Kompetenzen und Ressourcen im Bereich Energiepolitik: der Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE), der Deutsche Bauernverband e.V. (DBV), der Fachverband Biogas e.V. (FvB) und der Fachverband Holzenergie (FVH). Gemeinsam bilden sie die gesamte Bioenergiebranche ab von Land- und Forstwirten, Anlagen- und Maschinenbauern, Energieversorgern bis hin zu Betreibern und Planern. Das Hauptstadtbüro Bioenergie verleiht den vielen unterschiedlichen Akteuren und verschiedenen Technologien der Bioenergiewirtschaft eine gemeinsame starke Stimme gegenüber der Politik. Insbesondere in den Sektoren Strom und Wärme setzt es sich technologieübergreifend für die energiepolitischen Belange seiner Trägerverbände ein. Im Kontakt mit politischen Entscheidungsträgern kann das Hauptstadtbüro Bioenergie auf ein breites Unterstützernetzwerk zurückgreifen und kooperiert insbesondere mit dem Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE)