Biogas verbindet durch seine Vielseitigkeit Ökonomie und Ökologie bei der erneuerbaren Energieerzeugung. Neben klimaneutraler Energie in Form von Strom, Wärme oder Kraftstoff, bietet Biogas auch umfangreiche Potentiale für langfristig buntere und artenreichere Felder durch die hohe Flexibilität bei der Wahl der Einsatzstoffe.
“Der dramatische Insektenschwund und die Klimakrise sind zwei Seiten einer Medaille. Deswegen müssen wir beide Krisen zusammen denken und lösen. Es geht um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Die Bioenergie ist wichtiger Baustein unserer klimafreundlichen Energieversorgung. Gleichzeitig können wir an dieser Schraube nicht endlos weiterdrehen. Monokulturen mit Energiepflanzen sind deshalb der falsche Weg. Um Arten- und Klimaschutz gleichermaßen zu stärken, sollten verstärkt Abfall- und Reststoffe sowie Grünschnitt in den Blick genommen werden“, sagte Thüringens Umweltstaatssekretär Burkhard Vogel.
In Biogasanlagen können so gut wie alle Pflanzen zu Energie und Koppelprodukten verarbeitet werden. So können Ackerkulturen, die Nahrungsgrundlage und Lebensraum für unsere Insekten und Wildtiere bieten, wie beispielsweise Wildpflanzenmischungen, wirtschaftlich nutzbar gemacht werden und zur Bodengesundheit beitragen. Neben diesen Biodiversitätsflächen stellen Nebenprodukte der landwirtschaftlichen Produktion ein weiteres, besonders in Thüringen oft noch ungenutztes Energiepotenzial dar.
Anlagenbetreiber Thomas Balling von der GraNott Gas GmbH erläutert: „In der Biogasanlage Grabsleben legen wir den Fokus auf die Vielfalt der Ausgangsstoffe. Wir setzen auf die Vergärung von Stroh und Lebensmittelresten aus der Produktion. Dies sind alltägliche, ohne zusätzlichen Anbau verfügbare Produkte. Darüber hinaus haben wir auch in Bayern Biogasanlagen und unterstützen die Artenvielfalt. Wir möchten einen Blühstreifen entlang der ehema-ligen innerdeutschen Grenze umsetzen.“
Derzeit ist der Anbau konventioneller Energiepflanzen ökonomischer. Landwirte möchten gern mehr blühende Energiepflanzen für die Artenvielfalt einsetzen, sofern dafür finanzielle Unterstützung bereitsteht.
Die Biogasanlage der GraNott Gas GmbH wurde 2010 in Betrieb genommen und 2018 erweitert zur aktuell größten im Freistaat mit flexiblem Betrieb. Die Anlage in Grabsleben liefere genug Strom und Wärme, um die Hälfte aller Gothaer Privathaushalte zu versorgen.
Aktuelle Branchenzahlen des Fachverband Biogas von Oktober 2022 zählen in Thüringen 277 Anlagen mit 142 MW installierter elektrischer Leistung. Die Thüringer Biogasanlagen liefern insgesamt eine Energiemenge von 1.920 GWh flexibler Strom- und Wärmeenergie. Zusätzlich verfügt der Freistaat über acht Biomethan-Biogasanlagen mit entsprechender Aufbereitung.
Bundesweit zeigt die Nutzung von Anbaubiomasse einen rückläufigen Trend, so dass der Verband den Erhalt des bestehenden Biogasparks zur Sicherung der Energieversorgung fordert. „Bioenergie ist ein wesentlicher Träger des Energiesystems der Zukunft, der nicht unterschätzt werden darf“, resümiert Christoph Frenkel, stellvertretender Geschäftsführer des Thüringer Erneuerbare Energien Netzwerk (ThEEN) e.V., „in aktuellen Forschungsergebnissen der ThEEN-Projekte kristallisiert sich vor allem der hohe Wert von Biogas und Biomethan als grünes Brenn-gas heraus, das Erdgas künftig ersetzen kann. Der Erhalt und Ausbau der Biogasanlagen sollte daher mehr in den politischen Fokus rücken.“
Weitere Informationen zur Aktionswoche Artenvielfalt gibt es hier.
Kurzinfo Fachverband Biogas e.V.:
Der Fachverband Biogas e.V. vertritt die Biogasbranche im Dachverband der Erneuerbaren Energien, dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) e.V. Mit über 4.700 Mitgliedern ist er Europas größte Interessenvertretung der Biogasbranche. Der Fachverband Biogas e.V. setzt sich bundesweit ein für Hersteller und Anlagenbauer sowie landwirtschaftliche und industrielle Biogasanlagenbetreiber.