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"Flexdeckel" voll: Biogasbranche ausgebremst

Freising.

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat heute verkündet, dass der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegte Deckel von 1.000 Megawatt (MW) für den Erhalt der Flexibilitätsprämie bei Biogas ausgeschöpft ist. Durch das Erreichen des sogenannten „Flexdeckels“ entfällt für die Betreiber von Biogasanlagen nach einer Übergangsfrist der wirtschaftliche Anreiz, auf eine flexible Fahrweise umzustellen. Die Biogasbranche wird damit in ihren Bemühungen ausgebremst, die Anlagen weiter auf die Bereitstellung von wichtigen Systemdienstleistungen als Partner der fluktuierenden Erneuerbaren Energien auszurichten.

„Die Biogasanlagenbetreiber haben sich ihrer neuen Aufgabe im Energiesystem der Zukunft angenommen und ihre Flexibilisierungsmaßnahmen bei der BNetzA gemeldet. Jetzt sind die 1.000 MW voll – und der Fleiß der Branche wirkt sich negativ aus“, resümiert Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverband Biogas e. V. Mit dem Erreichen des „Flexdeckels“ verbleiben angeschobenen Flexibilisierungsprojekten nur noch 15 Monate, um die Vorhaben zu finalisieren und die Prämie noch erhalten zu können. Neuprojekte wird es angesichts der langen Planungs- und Genehmigungszeit nicht geben. „Dabei könnten noch tausende Anlagen flexibilisieren, doch jetzt fehlt der entscheidende Anreiz, um dieses Potenzial zu heben. Der Deckel führt dazu, dass nur ein Bruchteil der möglichen flexibel nutzbaren Leistung bereitgestellt wird“, betont Rauh.

Mit den aktuell installierten Kapazitäten der Biogasanlagen in Deutschland lassen sich rund 5.000 MW gesicherte Leistung produzieren. Um die Stromerzeugung systemdienlich an den Bedarf anzupassen, werden davon 1.000 MW als flexible Pufferleistung vorgehalten. Damit liegt die sogenannte Bemessungsleistung der Biogasanlagen bei etwa 4.000 MW. Bei einer konsequenten Flexibilisierung könnte die Biogasbranche allerdings mit diesen 4.000 MW eine Pufferleistung in Höhe von mindestens 6.000 MW beitragen, sprich eine gesicherte Leistung von insgesamt mindestens 10.000 MW bedarfsgerecht zur Verfügung stellen – und das ohne den Substratinput zu erhöhen. Diese zusätzliche flexible Leistung, die der „Flexdeckel“ nun ausbremst, könnte rund fünf Kohlekraftblöcke ersetzen. „Mit der Deckelung der Flexibilisierung wird also wieder eine Chance verpasst, den essenziellen Beitrag von Biogas zur Energiewende und zum Klimaschutz auch künftig zu erhalten“, kritisiert Rauh. „Nur wenn jede regenerative Energiequelle ihre Potenziale optimal ausschöpfen kann, gelingt die Energiewende und das Erreichen der Klimaziele – und beim Biogas liegen die Vorteile vor allem bei Speicherbarkeit und Flexibilität. Wir brauchen endlich beherzte Maßnahmen der Politik, insbesondere beim EEG, damit kein Fadenriss entsteht und die Flexibilisierung der Anlagen weitergehen kann. Kurzum: Der Deckel muss weg.“

Als eine zentrale Maßnahme zur Weiterentwicklung des „Flexdeckels“ schlägt der Fachverband Biogas e. V. gemeinsam mit den anderen Bioenergieverbänden die Streichung oder zumindest deutliche Erhöhung der Deckelung vor. Ebenso ließen sich die Auszahlungsmodalitäten optimieren, sodass auch Anlagen, deren EEG-Vergütung in weniger als zehn Jahren ausläuft, in der Flexibilitätsprämie einen Anreiz zur Flexibilisierung sehen können. Weitere Maßnahmenvorschläge, um den enormen Beitrag der Bioenergie auch für die Zukunft zu stabilisieren, sind im gemeinsamen Vorschlagspapier zur Weiterentwicklung des EEG ausgeführt.

Die Pressemitteilung der BNetzA zum Erreichen des „Flexdeckels“ sowie die entsprechenden EEG-Zubauwerte wurden auf der Website der BNetzA veröffentlicht.


Kurzinfo Fachverband Biogas e.V.
Der Fachverband Biogas e.V. vertritt die Biogasbranche im Dachverband der Erneuerbaren Energien, dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) e.V. Mit über 4.700 Mitgliedern ist er Europas größte Interessenvertretung der Biogasbranche. Der Fachverband Biogas e.V. setzt sich bundesweit ein für Hersteller und Anlagenbauer sowie landwirtschaftliche und industrielle Biogasanlagenbetreiber.
www.biogas.org

Kontakt:
Fachverband Biogas e.V.
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Pressesprecherin
Tel. 0 81 61 / 98 46 63
Mail: presse@biogas.org
Fachverband Biogas e.V.
Mareike Fischer
Fachreferentin Politische Kommunikation
Tel. 030 / 27 58 179 22
Mail: presse@biogas.org