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Die Zukunft der Energieversorgung - nur mit Biogas

Freising.

2022 steht vor der Tür – das Jahr, in dem die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz gehen, der Ausstieg aus der Kohleverstromung eingeläutet wird und eine neue Bundesregierung den Klimaschutz endlich ganz oben auf der Agenda stehen hat. Der Fachverband Biogas sieht darin eine große Chance und viele neue Aufgaben für die Branche.

Biogas wird eine ganz entscheidende Rolle bei der Energieversorgung der Zukunft spielen – davon ist der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide, überzeugt. Und zwar sowohl beim Strom als auch bei der Wärme und im Kraftstoffsektor. Die Weichen werden im kommenden Jahr gestellt.

„Wir haben über 9.500 Biogasanlagen im ganzen Land, die eine sichere Stromversorgung gewährleisten können“, sagt Seide. Viele dieser Anlagen seien bereits flexibilisiert, doch das Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Er fordert, dass alle bestehenden Anlagen bis spätestens 2045 überbaut werden müssen, „am besten sechsfach“, und einen Zugang zum Gasnetz haben. Dann könnten sie selbst an dunklen windstillen Tagen, an denen der eigene Gasspeicher bereits aufgebraucht ist, das bis dahin grüne Gas aus dem Gasnetz verstromen und eine „Dunkelflaute“ verhindern.

„Wenn wir den bestehenden Biogas-Park erhalten und optimieren, brauchen wir auch ohne Atomkraft und Kohle keine neuen großen Gaskraftwerke“, versichert Seide. Die vielen kleinen, dezentralen (Bio)Gaskraftwerke können nicht nur eine sichere Stromversorgung garantieren, sie liefern diesen Strom zudem noch günstiger als neue Großkraftwerke - und über die bei der Stromerzeugung anfallenden Wärme könnten darüber hinaus zahlreiche Ortschaften mit regionaler, klimafreundlicher Heizenergie versorgt werden, erklärt der Präsident.

Wie genau der Strommarkt der Zukunft aussehen könnte, dazu hat der Bundesverband Erneuerbare Energie Mitte Dezember seine
Strommarktdesignstudie vorgestellt. Auch darin spielt Biogas eine wichtige Rolle in Ergänzung zu Sonne und Wind.

Um das Potenzial von Biogas zu heben hat der Verbandsvertreter klare Forderungen an die Politik: Die Biomethan-Ausschreibung müsse ausgedehnt werden und für ganz Deutschland gelten. „Die Südquote gehört umgehend gestrichen!“ Und das alte Ziel von 100 Terawattstunden Biomethan, das von der vorletzten Bundesregierung einkassiert wurde, müsse wieder auf die Agenda und entsprechende Maßnahmen getroffen werden.

Ganz wichtig sei in diesem Zusammenhang die Vereinfachung und Verkürzung der Genehmigungen. Aktuell dauere die Genehmigung einer neuen Biogas- bzw. Biomethananlage drei bis fünf Jahre, weiß der Anlagenbetreiber Horst Seide. Das müsse in Zukunft schneller und effizienter laufen.

Neben Strom und Wärme werde Biogas auch im Kraftstoffsektor eine wichtige Rolle spielen, speziell im Schwerlastverkehr und in der Landwirtschaft, in Form von CNG und LNG, ist Horst Seide überzeugt. Seit August dieses Jahres nutzt der Landwirt selbst einen gasbetriebenen Schlepper von New Holland, den er an seiner eigenen Biogastankstelle betankt. Insgesamt geht der Verbandsvertreter davon aus, dass mindestens 20 der möglichen 100 TWh Biomethan in den Transport fließen könnten. Ein klimafreundlicher Kraftstoff aus Gülle und Mist in einem Sektor, der seit den 1990er Jahren keine CO
2-Minderung vorweisen kann, ist überfällig, betont Seide.

Die Technik zur Aufbereitung von Biogas zu Biomethan sei mittlerweile auch für die deutsche Durchschnittsanlage mit einer Leistung von ca. 500 kW
el verfügbar, versichert Seide. Davon habe er sich zuletzt auf der BIOGAS Trade Fair Mitte Dezember in Nürnberg überzeugen können.

Eine weitere ganz wichtige Aufgabe von Biogas sieht er bei der Entnahme von CO
2 aus der Luft, der sogenannten „negativen Emission“: „Wir holen das Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre, das in den letzten 100 Jahren hineingeblasen wurde.“ Biogasanlagen können CO2 abspalten und verflüssigen oder über den Humusaufbau auf den Feldern im Boden binden – auch über artenreiche Blühpflanzen.

Nach Jahren der Stagnation erwartet der Präsident des Fachverbandes Biogas für die 2020er Jahre eine Renaissance der Biogasnutzung. „Wenn wir es ernst meinen mit dem Umstieg auf Erneuerbare Energien – und hierzu gibt es keine Alternative – dann geht dieser Weg nur mit Biogas“, resümiert Seide. Die Biomassestrategie der Ampel-Koalition sei ein guter Schritt in die richtige Richtung.


Kurzinfo Fachverband Biogas e.V.:
Der Fachverband Biogas e.V. vertritt die Biogasbranche im Dachverband der Erneuerbaren Energien, dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) e.V. Mit über 4.700 Mitgliedern ist er Europas größte Interessenvertretung der Biogasbranche. Der Fachverband Biogas e.V. setzt sich bundesweit ein für Hersteller und Anlagenbauer sowie landwirtschaftliche und industrielle Biogasanlagenbetreiber.

Kontakt:
Fachverband Biogas e.V.
Andrea Horbelt
Pressesprecherin
Tel. 0 81 61 / 98 46 63
Mail: andrea.horbelt@biogas.org