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Mit einer Biogasanlage Stoffkreisläufe schließen

Kaufering.

C.A.R.M.E.N.-Fachgespräch über Chancen und Herausforderungen von Bio-Biogasanlagen

(v.l.) Martina Serdjuk, Michael Köttner, Hubert Sanktjohanser, , Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen, Johann Drexl, Georg Stöckl, Markus Bäuml
Das Potenzial von Biogasanlagen im ökologischen Landbau wurde am Dienstag, den 30. Oktober 2018 im Rahmen eines C.A.R.M.E.N.-Fachgesprächs in Kaufering diskutiert. Die ca. 90 Teilnehmer informierten sich bei Fachvorträgen und anschließenden Anlagenbesichtigungen darüber, was bei der Integration einer Anlage in einen ökologisch wirtschaftenden Betrieb zu beachten ist. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Fachverband Biogas e.V., dem Biokreis e.V., dem Bayerischen Bauernverband und der Fördergesellschaft für nachhaltige Biogas- und Bioenergienutzung e.V. (FnBB) statt.

Durch die Tag führte Georg Stöckl, Fachberater für Ökolandbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Neumarkt in der Oberpfalz. Nach den Grußworten von Falko Stockmann, C.A.R.M.E.N. e.V., Gabriele Triebel, 2. Bürgermeisterin Markt Kaufering, Anton Kreitmair vom Bayerischen Bauernverband und Peter Hinterstoißer von Biokreis e.V. ging das Programm in den Vortragsteil über. Markus Bäuml vom Fachverband Biogas e.V. skizzierte das Potenzial von Biogasanlagen im Ökolandbau und bezog sich dabei auf eine Studie der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). Demnach sei in Deutschland eine Anlagenleistung von 150 MW realistisch umsetzbar. Aktuell gebe es gerade mal 130 Biogasanlagen im ökologischen Landbau, mit einer Gesamtleistung von 31 MW.

Eine allgemeine Einführung in das Thema Bio-Biogas lieferte Ulrich Kilburg von C.A.R.M.E.N. e.V. Er unterschied zwischen drei Szenarien: dem Neubau, der Umstellung eines Anlagenbetreibers auf ökologischen Landbau und der Kooperation eines Ökolandwirts mit einer Biogasanlage. Zwar erhalte jede Biogasanlage grundsätzlich eine Förderung durch das EEG, ein Neubau rechne sich aber nur für eine Güllekleinanlage. Bei dieser sei Voraussetzung, dass sie eine Leistung unter 75 kW habe und im Jahresdurchschnitt mindestens 80 Prozent Gülle vergäre, so Kilburg. Stelle eine Bestandsbiogasanlage auf ökologischen Landbau um, so sei häufig ein Substratwechsel notwendig. Im Marktfruchtbetrieb könne dies Vorteile wie Mehrerträge dank einem flexiblen und pflanzenverfügbaren Dünger mit sich bringen.

Die Rahmenbedingungen der wichtigsten Bio-Anbauverbände und des EU-Siegels stellte Michael Köttner von FnBB e.V. vor. Grundsätzlich gewähre die EU-Verordnung den größten Spielraum, während bei Verbänden ähnliche Rahmenbedingungen herrschten. Wichtig sei, dass Nährstoff- und Energiekreisläufe geschlossen werden.

Welchen Einfluss eine Biogasanlage auf den Stoffkreislauf von landwirtschaftlichen Betrieben haben kann, erläuterte Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan der Technischen Universität München. Insbesondere bei einem reinen Marktfruchtbetrieb könne die Biogasanlage diesen schließen, indem sie die Tierhaltung ersetze. Als besonderer Vorteil sei hier der Gärrest zu nennen, welcher sich positiv auf den Humus auswirke und dessen Düngewirkung nachweislich zu signifikanten Mehrerträgen führe. „Biogasanlagen passen sehr gut in die ökologische Landwirtschaft“, so Hülsbergens Fazit.

Martina Serdjuk von der GP Joule GmbH beschäftigte sich im Anschluss mit der Wirtschaftlichkeit von Bio-Biogasanlagen. Durch die von Hülsbergen nachgewiesenen Mehrerträge seien Mehrerlöse bei den Marktfrüchten möglich, wodurch höhere Kosten oder Verluste der Biogasanlage ausgeglichen werden könnten. Serdjuk zog das Fazit, dass im Ökolandbau Synergieeffekte zwischen Nahrungs- und Energieproduktion genutzt werden könnten.

Im Anschluss an die Fachvorträge konnten die Teilnehmer zwei Biogasanlagen besichtigen. Johann Drexl teilte seine Erfahrungen mit einer 250 kW Biogasanlage mit den interessierten Zuhörern. Ebenfalls informierte Hubert Sankjohanser über den Betrieb einer Kleingülleanlage mit 75 kW.